Fachtag Reproduktive Rechte

Sa. 04.11.2023 | 10:00 bis 17:30 Uhr
Fachtag des AK Hexenverfolgung Leipzig und der Frauenkultur Leipzig
Reproduktive Rechte – betrachtet vom Mittelalter | der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart

Sexuelle und reproduktive Gesundheit sind ein Menschenrecht und als solches in den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 der Vereinten Nationen festgeschrieben. Das Ziel 3 „Gesundes Leben für alle“ und das Ziel 5 „Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen“ benennen hier sehr konkret die Bedürfnisse von Frauen* und Kindern. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung startete 2022 die Initiative „Selbstbestimmte Familienplanung und Müttergesundheit“. Doch auch in Deutschland ist dieses Recht auf Selbstbestimmung in den reproduktiven Rechten noch nicht gegeben. Dieser Fachtag betrachtet Ursachen und Entwicklungen und möchte die öffentliche Diskussion zu diesen Rechten mit Argumenten unterstützen und gemeinsam Perspektiven formulieren
Das Veranstaltungsprogramm des Fachtages zum DOWNLOAD:

FACHTAG 
Reproduktive Rechte – betrachtet vom Mittelalter/Frühe Neuzeit bis in die Gegenwart
Ort: Soziokulturelles Zentrum Frauenkultur Leipzig, Windscheidstr. 51, 04277 Leipzig
veranstaltet vom AK Aufarbeitung Hexenverfolgung & der Frauenkultur Leipzig

10.00 Uhr BEGRÜSSUNG & EINFÜHRUNG
Über die Ursprünge des §218 und den Beginn der Einschränkung reproduktiver Rechte von Frauen
CHRISTINE RIETZKE, Vorstand Frauenkultur Leipzig, Mitgründerin des AK Aufarbeitung Hexenverfolgung

10.30 Uhr VORTRAG
Abtreibungsprozesse vor dem Leipziger Stadtgericht in der Frühen Neuzeit
MADELEINE APITZSCH, Historikerin & Germanistin; lebt und forscht in Leipzig u. a. zu Hexenverfolgungen in Kursachsen sowie zur Kriminalitätsgeschichte der Stadt Leipzig in der Frühen Neuzeit.

11.50 Uhr VORTRAG
Zu Geburt und Geburtshilfe aus Sicht der Gebärenden und aus Sicht der Hebemütter
Prof. Dr. EVA LABOUVIE, Historikerin
Die Historikerin Eva Labouvie beschäftigt sich seit den 1980er Jahren mit Geschlechterforschung – u.a. mit Geburt, Geburtshilfe, Mutterschaft und mit Reproduktion von der Frühen Neuzeit bis ins Heute (16. bis 21. Jahrhundert). In diesem Vortrag betrachtet sie die Gebärkulturen des 16. bis 19. Jahrhunderts – und auch die Entwicklung des Standes der Hebammen von relativ autark handelnden, von Frauenkollektiven gewählten Personen bis hin zu ihrer Kontrolle, Reglementierung und Professionalisierung durch Mediziner und Behörden ab dem 19. Jahrhundert.

13.30 Uhr VORTRAG
Zwischen Fürsorge und Disziplinierung. Zur Lebenssituation unehelich Schwangerer im Leipziger Lazarett
Prof. Dr. phil. ELKE SCHLENKRICH, Historikerin
Im Zentrum des Vortrages stehen in existenzielle Not geratene und von Obdachlosigkeit bedrohte unehelich Schwangere, die vor ihrer Niederkunft im Lazarett Zuflucht suchten. Dort wurde ihnen einerseits (medizinische) Versorgung zuteil, andererseits sollten sie sich hier als „Objekte“ für medizinische Untersuchungen zur Verfügung stellen.

14.30 Uhr THEMATISCHER INPUT
Mit Pflanzen verhüten. Über die Wiederentdeckung von Möglichkeiten selbstbestimmter Geburtenregelung
PEGGY BURIAN, Soziologin

15:00 Uhr FILM
Getty Abortions“ Kurzfilm und Gespräch
2023 auf dem DIK Leipzig ausgezeichnet mit der Goldenen Taube
Wie sehen Abtreibungen aus? Was für Bilder prägen unsere Sicht darauf? Und woher kommen sie? Der Desktop-Video-Essay „getty abortions“ untersucht, wie deutschsprachige Medien das Thema Abtreibung illustrieren und klickt sich dabei durch Stockfoto-Datenbanken, BRAVO-Girl-Zeitschriften und private Dokumente einer echten Abtreibungserfahrung. Er springt von den frühen 2000ern ins späte 19. Jahrhundert, befragt feministische Wissensschätze und chattet mit fiktiven Figuren – eine Frage bleibt jedoch offen: Warum schaut eigentlich niemand in die Kamera?
Franzis Kabisch ist künstlerische Forscherin, Filmemacherin und Autorin in Berlin und Wien. Seit mehreren Jahren forscht sie wissenschaftlich und künstlerisch zu Abtreibungen in Filmen und Serien.

15.30 Uhr THEMATISCHER INPUT & DISKUSSION
Medizin mit Heilpraktiken der Ahn:innen dekolonialisieren
CRISTIANA PARISI, Lehrerin zu dekolonialer Praxis
Cristiana Parisi wird ihren Vortrag in portugiesisch halten – mit deutscher Übersetzung.

16.30 Uhr THEMATISCHER INPUT
Schwangerschaftsabbruch – unser Recht, unsere Entscheidung! Hier und weltweit!
pro choice [leipzig] Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung

Anmeldung ist bitte bis 02.11.2023 erforderlich. || Teilnahmegebühr: nach Selbsteinschätzung (von 5 bis 25 Euro plus)