Hexenpredigt von Martin Luther

über 2. Mose 22 Vers 17 (Ex. 22,17 „Die Zauberinnen sollst du nicht am Leben lassen“) im Frühjahr 1526, zwischen dem 11. März und 6. Mai 1526, mitgeschrieben von Johannes Bugenhagen, Luthers engstem Mitarbeiter:

Von der Zauberin.
Dies schreibt auch das kaiserliche Recht vor. Warum nennt das Gesetz hier eher Frauen als Männer, obwohl doch auch Männer dagegen verstoßen? Weil Frauen mehr als jene durch Verführungen (superstitionibus) dem Satan unterworfen sind. Wie Eva. Der Volksmund nennt sie die Weisen Frauen. Sie sollen getötet werden. Jede von ihnen missbraucht die Sakramente der Christen. Sie sagen nämlich: ich beschwöre dich beim Schwert, welches das Herz Marias durchdrang, bei den Dornen Christi, bei den vier Evangelisten. Uns Christen wurde gesagt: Wenn euch etwas fehlt, erbittet es durch euren Glauben, erbittet Körperliches und Ewiges. Wenn ihr es nicht sofort erhaltet, wartet, handelt nicht mit Satan, macht Gott keine Vorschriften, so wie die Zauberinnen. Eine Zauberin bestimmt eine gewisse Zeit, Person, Ort, und sagt: „Dort findest du einen Frosch, Haare, Totenknochen, im Bett, in deinem schmerzenden Bein, wenn du das nicht entfernst, nicht ausgräbst, wird dir keine Gesundheit zuteil, wirst du nicht sehen“ usw. Hier sagen die Dummen: „Bei meiner Seele, so hab ich`s gefunden!“ als ob es der Satan nicht ganz leicht so hinlegen oder dir ins Bein hineinstoßen könnte, wie du nämlich glaubst, so geschieht dir.

Es ist ein überaus gerechtes Gesetz, dass die Zauberinnen getötet werden, denn sie richten viel Schaden an, was bisweilen ignoriert wird, sie können nämlich Milch, Butter und alles aus dem Haus stehlen, indem sie es aus einem Handtuch, einem Tisch, einem Griff melken, das ein oder andere gute Wort sprechen und an eine Kuh denken. Und der Teufel bringt Milch und Butter zum gemolkenen Instrument. Sie können ein Kind verzaubern, dass es ständig schreit und nicht isst, nicht schläft usw. Auch können sie geheimnisvolle Krankheiten im menschlichen Knie erzeugen, dass der Körper verzehrt wird. Wenn du solche Frauen siehst, sie haben teuflische Gestalten, ich habe einige gesehen. Deswegen sind sie zu töten.

Ein Heilmittel aber ist etwas anderes: die Natur freilich, nicht ein Dämon. Wenn du den Kräutern Kräfte beifügst durch deine Worte oder einen Segen mit einem „Vater unser“ oder dem Angelus-Gebet, ist es ein Dämon. Die Natur Gottes ist es, durch welche die Brennnessel brennt, das Wasser nass macht. Manche Kräuter sind heilsam. Wenn aber deine Worte nötig sind, ist es ein Dämon, nicht die Natur. Dieses Gesetz von den Zauberinnen muss man dem zugefügten Schaden beistellen. Schaden fügen sie nämlich an Körpern und Seelen zu, sie verabreichen Tränke und Beschwörungen, um Hass hervorzurufen, Liebe, Unwetter, alle Verwüstung im Haus, auf dem Acker, über eine Entfernung von einer Meile und mehr machen sie mit ihren Zauberpfeilen Hinkende, dass niemand heilen kann und dass danach im Bein Haare, Kohle usw. gefunden werden, die oft von anderen Zauberinnen erkannt werden, so dass richtig gesagt wird: Wo der Satan nicht hinkommt, kommt sein Weib hin, d.h. seine Zauberin.

Die Frucht des Sündenfalls / Aus: D. Martin Luthers Gründliche und Erbauliche Auslegung des Ersten
Buchs Mosis, Halle 1739

Weil der Fürst der Welt, Satan, keine Kreatur erschaffen kann, freut es ihn, alles zu verderben, wenn er es kann; er würde der Kuh nicht erlauben einen Schwanz zu haben, wie ein zorniger Mensch seine Tyrannei ausübt. Er kann kein Gift herstellen oder Eisen, aber er missbraucht dies zum Töten. Und so zerstört der Teufel durch die Geschöpfe, was er kann, wenn Gott es erlaubt. Wo aber gute Christen sind, kann er nicht gegen jene wie gegen Ungläubige, denen es geschieht, dass sie glauben, vorgehen, außer wenn Gott ihnen schaden will als Prüfung, wie bei Hiob.

Die Zauberinnen sollen getötet werden, weil sie Diebe sind, Ehebrecher, Räuber, Mörder. Sonst verachten sie jenes, als ob die Zauberinnen es nicht könnten, aber tatsächlich können sie es. Mit diesen Überlegungen wirst du nichts erreichen gegen sie, jedoch mit festem Glauben. Der Teufel könnte morgen die Elbe über unsere Stadt ergießen, alle Bäume ausreißen, doch Gott erlaubt es ihm nicht; manchmal erlaubt er etwas, damit wir sehen, was er vermag, damit wir nicht aufhören, ihn anzurufen. Aus diesem Gesetz ist gerade das Recht, das wir gegen die Zauberinnen gebrauchen. Ein mir bekannter Prediger hat es sehr verachtet, darüber zu predigen, als ob sie solche nicht könnten, aber er starb an einem Venefizium. Also ist gegen sie nicht mit Verachtung, sondern mit dem Schwert oder festem Glauben vorzugehen. Sie schaden mannigfaltig, also sollen sie getötet werden, nicht allein weil sie schaden, sondern auch weil sie Umgang mit dem Satan haben…1

 

Quellen:

1. Predigt über 2. Mose 22, 17

Übersetzung ist zu finden in Hartmut Hegeler: Lesebuch zum Thema „Hexen“ und „Zauberei“ in Predigten, Vorlesungen, Tischreden von Martin Luther

Bild: Die Frucht des Sündenfalls / Aus: D. Martin Luthers Gründliche und Erbauliche Auslegung des Ersten Buchs Mosis, Halle 1739 / URL:  https://archive.org/stream/dmartinluthersso01luth#page/n5/mode/2up

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert