Hexen in der bildenden Kunst

Während uns Zauberinnen/Hexen bereits in der antiken Literatur begegnen, finden wir sie erst wesentlich später in der bildenden Kunst. Mit der Durchsetzung des Glaubens an einen Hexenflug in der Theologie im 15. Jahrhundert entstehen die ersten Darstellungen eines solchen Fluges; sie erreichen allerdings noch keine breitere Wirkung.

Das ändert sich mit der Verbreitung des Buchdrucks und der Illustration der Hexen-Traktate. Es bildet sich eine Ikonographie heraus, die auch im heutigen Betrachten die abgebildeten Frauen eindeutig als Hexen erkennen lässt und die nun eindeutig auf das weibliche Geschlecht bezogen ist.

Hans Schäufelein, Holzschnitt „Die Schadenszaubertaten der Hexen“ aus: Tengler, Ulrich (1511): Der neü Layenspiegel. Augsburg

Beispielhaft ein Holzschnitt von Hans Schäufelein im „Das Übel der Hexen“ aus Ulrich Tenglers „Der neü Layenspiegel“.1

Der Laienspiegel, eines der bedeutendsten Rechtsbücher der frühen Neuzeit, hatte zum Ziel in deutscher Sprache möglichst allgemeinverständlich rechtliche Inhalte der Verbrechen der Zauberei und Hexerei zu vermitteln. Zielgruppe waren überwiegend vor allem Rechtspraktiker (Richter, Anwälte, Schreiber).

Sehr deutlich zeigt der Holzschnitt den neu etablierten Hexereibegriff. Hier sind magische Praktiken des dörflichen Lebens konkret gestaltet worden: (Milch stehlen), Wettermachen, Schadenszauber, Hexenritt(-flug), Teufelsbuhlschaft. Im Zentrum des Bildes: Das Bild des traditionellen Zauberers mit allen dazugehörigen Insignien seiner schwarzen Kunst und die Gestalt eines Dämons.

Der untere Bildabschnitt zeigt, welche grausamen Strafen denjenigen drohten, die sich magischer Praktiken und der Hexenkunst bedienen. Erkennbar sind zwei Personen, die für Folter und Feuertod verantwortlich sind. Der Gerichtsstab kennzeichnet sie als Repräsentanten des Rechtssystems: klerikales Gewand und Doktorhut, der eine – bürgerliche Kleidung, der andere – kirchliche und weltliche Macht verbunden im Kampf gegen das „Verbrechen der Hexerei“.

Mit der Erfindung des Buchdruckes bot sich die Möglichkeit für die Herstellung einer größeren Auflage von illustrierten Flugblättern u.ä. Medien. Die wurde auch entsprechend genutzt, um die „herrschende Meinung“ unters Volk zu bringen.

Cranach Flugblatt aus: Decker, Rainer (2004): Hexen. Magie, Mythen und die Wahrheit , Darmstadt : Primus Verlag

Dieses Flugblatt gestaltete Lucas Cranach der Jüngere. Es stellt die Hexenverbrennung in Wittenberg 1540 dar, nach der Hinrichtung. Cranach der Jüngere befürwortete als Zeitzeuge die Hinrichtung. Luther war zu dieser Zeit nicht in Wittenberg, es gibt auch keine konkrete Äußerung von ihm zu dieser grausamen Hinrichtung. Der Fall ist quellenmäßig sehr gut belegt.2

Johannes Praetorius „Blockes-Berges Verrichtung“3

Titelbild „Blockes-Berges Verrichtung“

Der Autor Johannes Praetorius (eigtl. Hans Schultze; *1630 in Zethlingen/Altmark †1680 in Leipzig) lebte und wirkte in Leipzig, war ein damals bekannter Schriftsteller, Historiker und Kompilator (Autor, dessen Arbeit im Wesentlichen aus dem Sammeln oder Zusammenstellen von Werken oder Zitaten anderer Autoren besteht – eine für das 17. Jahrhundert nicht unübliche Arbeitsweise). Johannes Praetorius war viele Jahre jünger als Benedict Carpzov – teilte aber dessen Auffassungen zur Hexerei.4

Auch wenn Praetorius in der deutschen Literaturgeschichte keinen erstrangigen Platz einnimmt, so hat er mit seinem Werk doch namhafte Dichter inspiriert, so z.B. war „Blockes- Berges Verrichtung“ eine der Quellen für Goethe und seinen Faust. Mit seinem reich illustrierten Buch erreichte und beeinflusste Praetorius ein weit größeres Lesepublikum als z.B. der Laienspiegel.

 

Quellen:

1. Tengler, Ulrich (1511): Der neü Layenspiegel. Augsburg, Fol. 190r

2. vgl. z.B. Lücke, M.; Lücke (2011): Ihrer Zauberei halber verbrannt. Hexenverfolgungen in der Frühen Neuzeit auf dem Gebiet Sachsen-Anhalts. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale),S. 119–127

3. Möhring, Wolfgang (1979): Johannes Praetorius. Hexen-, Zauber- und Spukgeschichten aus dem Blockberg. Frankfurt a. M: Insel Verlag

4. vgl. auch Jordan, Stefan (2001): Praetorius, Johannes, in: NDB(Neue deutsche Biographie). Band 20, Berlin: Duncker & Humblot, Berlin, S. 667f

Illustration: Hans Schäufelein, Holzschnitt „Die Schadenszaubertaten der Hexen“ aus: Tengler, Ulrich (1511): Der neü Layenspiegel. Augsburg, Fol. 190r
Cranach Flugblatt aus: Decker, Rainer (2004): Hexen. Magie, Mythen und die Wahrheit, , Darmstadt : Primus Verlag, S. 49.
Bilder zu Praetorius aus: Möhring, Wolfgang (1979): Johannes Praetorius. Hexen-, Zauber- und Spukgeschichten aus dem Blocksberg. Frankfurt a. M: Insel Verlag, 1979, Titelbild der Originalausgabe: S. 4, der Titel der Originalausgabe: S. 7

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